Dülmen – Alte Kirche in Dülmen-Buldern

Sie ist dem Hl. Victor geweiht und ragt mit ihrem spitzen Turm seit dem 15. Jahrhundert in den Himmel. Die erste Kirche wurde an dieser Stelle aber bereits im Jahr 780 von einem Abt gegründet. Die alte Kirche Dülmens ist nicht nur die älteste Kirche der Stadt, sondern auch des gesamten Bistums Münster. 1074 fand die erste Weihe einer Steinkirche an dieser Stelle statt. Immer wieder wurde sie durch Kriege zerstört und wiederaufgebaut.

Hl. Victor

Ihr Patron, der Hl. Victor, ist insofern eine merkwürdige Gestalt, als nicht genau geklärt werden kann, ob er ein einziger Mensch war, ob in den Legenden drei Personen zu einer wurden, oder ob immer von einer unterschiedlichen Person gesprochen wurde: Alle drei infrage kommenden Victors gehörten der Thebäischen Legion an, deren Soldaten Ende des 3. Jahrhunderts letztlich als Märtyrer für den christlichen Glauben ihr Leben ließen. Der Hl. Victor soll einerseits Präfekt gewesen sein, andererseits werden die Namen Victor von Solothurn und Victor von Agaunum ebenfalls genannt. Aufgrund des Namensursprunges – Victor bedeutet Sieger – könnte der Hl. Victor aber genau genommen für jeden Märtyrer stehen: als Sieger Christi.
Jedenfalls soll die Kaiserin Helena von Konstantinopel dafür gesorgt haben, dass die Gebeine eines dieser Victors aufgefunden und verehrt werden konnten.

Pestjahre

Im Jahr 1382 wütete die Pest in Dülmen. Alle Priester seien damals gestorben, und das Osterfest konnte nicht auf die gewohnte Art und Weise feierlich begangen werden. So trugen die Bürger alleine das Pestkreuz durch die Stadt. Bis zum heutigen Tag wird daran gedacht. Die Tradition, dass der amtierende Bürgermeister am frühen Ostermorgen in einer Prozession das Pestkreuz durch den Ort trägt, ist immer noch lebendig.
Aus der Zeit der Pest stammen vermutlich auch die tiefen Rillen, die an mancher Stelle fast parallel senkrecht ins Mauerwerk der Kirche gegraben sind. Die Verzweiflung war so groß, dass die Menschen versuchten, sich mit einem Getränk aus Wasser und dem Mauerstaub der Kirche vor der Krankheit zu schützen. Auch an anderen Kirchen sind solche Rillen zu entdecken – mancherorts wird aber vermutet, dass sie zum Schärfen von Waffen dienten.

Blick in die Kirche

Wenn man die Kirche betritt, sieht man farbige Lichtspiele am Boden und den Wänden, die durch die farbigen Fenster der Apsis entstehen. Die gotischen Verzierungen über den Statuen der Herz Jesu- und Herz Mariä-Darstellungen stehen im Gegensatz zum schlichten und modernen Altar.
Das große Kreuz schwebt über dem Volksaltar, von ihrem Platz neben der Säule blicken Maria und vermutlich Johannes zum Gekreuzigten auf. In dieser Kirche gibt es keinen Hochaltar – aufgrund der Lage der Fenster gab es vermutlich nie einen.

Alles was klingt, lobet den Herrn

Im linken Seitenschiff befindet sich die Orgel. Erbaut wurde sie 1973. Die Pfeifen wurden schlicht und ohne jede Verzierung in die Pfeifenkästen gestellt, die auf einem recht dünnen Emporenboden zu schweben scheinen. Sie stammt aus der Orgelbauwerkstatt Romanus Seifert aus Kevelaer. Mechanische Spieltrakturen und elektrische Registertrakturen wurden hier kombiniert. 43 Register sind auf drei Manuale und Pedale verteilt, sowohl die Manuale untereinander können gekoppelt werden, als auch jedes Manual eigens mit dem Pedalwerk.
Ihre Vorgängerin diente mit ihren 51 Registern seit dem Weihnachtsfest 1931 und stammte aus der Dorstener Orgelbauwerkstatt Franz Breil.
Insgesamt sechs Glocken besitzt diese Kirche, von denen die älteste aber nicht die Viktorsglocke, sondern die Christkönig-Glocke ist.
St. Victor ist übrigens die einzige Kirche Dülmens, die sich innerhalb der alten Stadtmauern befindet. Von diesen ist allerdings nur noch das Lüdinghauser Tor mit seinen zwei Rundtürmen erhalten. Es ist das eigentliche Wahrzeichen von Dülmen.