Holzbauten mit enormen Potenzial als Kohlenstoffspeicher

Holzbauten mit enormen Potenzial als Kohlenstoffspeicher

Mehrstöckige Häuser aus Holz könnten in Städten bis zum Jahr 2100 mehr als 100 Milliarden Tonnen Treibhausgase einsparen. Das geht aus einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hervor.

Holzhaus bPart im Park am Gleisdreieck
Holzhäuser wie das bPart im Berliner Park am Gleisdreieck könnten den Klimawandel in Städten eindämmen.

Bauen mit Holz gewinnt immer mehr an Bedeutung. Im Vergleich zu Häusern aus Stahl und Beton speichern Bäume CO2-Emissionen, so dass der Baustoff Holz einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck hat. Gerade mit Blick auf eine wachsende Weltbevölkerung könnten Holzhäuser in Städten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wie eine Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt.
 
„Unsere Studie unterstreicht, dass Holzhäuser in der Stadt aufgrund ihres langfristigen Kohlenstoffspeicherpotenzials eine wichtige Rolle bei der Eindämmung des Klimawandels spielen könnten“, sagt Abhijeet Mishra, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Hauptautor der Studie. Die Forschenden hatten mit Hilfe der Open-Source-Computersimulation MAgPIE für die globale Landnutzung vier verschiedene Szenarien untersucht – darunter ein Szenario mit herkömmlichen Baumaterialien wie Zement und Stahl und drei mit zusätzlicher Holznachfrage zum regulären Holzbedarf. Dabei interessierte das Team auch, wie eine zusätzliche hohe Nachfrage nach Holzbaustoffen realisiert werden kann, woher das Baumaterial kommen soll und welche Folgen dies für die direkten und indirekten Kohlenstoffemissionen aus der Landnutzung haben könnte.

Holzhochhäuser könnten 100 Millarden Tonnen CO2 vermeiden

„Unsere Szenarienanalyse zeigt, dass genügend Holz für neue mehrstöckige Häuser in der Stadt produziert werden kann, ohne größere Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion", erklärt PIK-Wissenschaftler Florian Humpenöder und Mitautor der Studie. Die Forschenden sprechen hier von Wohnhäusern aus Holz mit vier bis zwölf Etagen, in denen die Stadtbevölkerung leben könnte. Wie das Team im Fachjournal Nature Communications berichtet, könnten bis zum Jahr 2100 mehr als 100 Milliarden Tonnen zusätzliche CO2-Emissionen eingespart werden. Auf diese Weise würden Mishra zufolge Holzstädte zu einer einzigartigen langfristigen Kohlenstoffsenke werden.

Holzplantagen auf abgeholzten Wäldern anlegen

Doch woher soll das Holz kommen, das für den Hausbau benötigt wird? Fest steht: Der zusätzliche Holzanbau darf nicht den Konkurrenzkampf um die ohnehin knappe Ressource Land befeuern. Den Forschenden zufolge könnte der Baustoff sowohl aus natürlichen Wäldern als auch aus sogenannten Holzplantagen bezogen werden. „Der größte Teil der zusätzlich benötigten Holzplantagen – wir sprechen hier von rund 140 Millionen Hektar – wird auf abgeholzten Waldflächen angelegt und geht somit nicht auf Kosten von landwirtschaftlichen Flächen", erklärt Humpenöder.

Politische Steuerung und sorgfältige Planung nötig

Die Forschenden weisen darauf hin, dass auch der Schutz der Biodiversität nicht aus den Augen gelassen werden darf. In unberührten Wäldern und Schutzgebieten für die biologische Vielfalt dürfe daher nichts abgeholzt werden, heißt es. „Um die negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu begrenzen und einen nachhaltigen Übergang zu Holzstädten zu gewährleisten, bedarf es einer starken politischen Steuerung und einer sorgfältigen Planung“, sagt Abhijeet Mishra.

bb