Ausstellung
Leila Hekmat – Female Remedy

Leila Hekmat, Female Remedy; Shirley, 2022. Digitale Collage. Courtesy die Künstlerin und Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin. 

Leila Hekmat

Female Remedy

15.9.2022 – 8.1.2023

Female Remedy ist die erste institutionelle Ausstellung von Leila Hekmat (*1981 in Los Angeles, lebt und arbeitet in Berlin) und lädt die Künstlerin ein, ihre ambitionierte performative Praxis für den spezifischen Kontext des Hauses am Waldsee zu entwickeln.

Die Installation erzählt eine Sittenkomödie, die Krankheit als fortwährenden Zustand des Geistes und des Körpers betrachtet. Das Haus am Waldsee wird zum Hospital Hekmat – ausgestattet mit Krankenhausbetten, einem Operationssaal, einer Kapelle und verschiedenen anderen Behandlungsräumen. Als surrealistisches Porträt eines Krankenhauses für Frauen betrachtet Female Remedy das Kranksein als Tor zur Selbstfindung. Die Ausstellung führt die Besucher*innen durch Säle mit Vorhängen, bedruckt mit digitalen Collagen, und vorbei an Betten, welche die eigenwilligen Charaktere des Hauses beherbergen. Die begleitende Live-Performance Symptom Recital: Music for Wild Angels wird für die Ausstellung in Form einer Soundinstallation adaptiert.

Leila Hekmats Arbeit setzt sich kritisch mit gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen* auseinander. Konsequent unterwandert sie dabei vermeintliche Konventionen von Geschlecht, Gender und Sexualität. In der Tradition des Absurden Theaters und der Commedia dell’Arte entwickelt sie Performances, in denen aufwändig von Hand gefertigte Kostüme und Bühnenbilder zum Einsatz kommen. Hekmat arbeitet interdisziplinär und entwickelt in ihren Arbeiten einen hybriden Stil aus Theater, Musical, Komödie, Bildender Kunst, Film und Performance.

In der Tradition jüdischer Stand-up-Comedy trieft auch Hekmats neue Publikation Female Remedy vor Humor und Selbstironie. Visuell nimmt das Magazin stark auf Traditionen feministischer Zines der 1970er Jahre Bezug und stellt uns die Besetzung des „Hospital Hekmat“ näher vor: eine Gruppe von Frauen, die alles Herkömmliche ablehnt und ihren Status des „Krankseins“ zum Anlass nimmt, sich abseits gesellschaftlicher Konventionen ganz ihren exzentrischen Eigenheiten hinzugeben. Mit Beiträgen von Vaginal Davis und Diamond Stingily. Erschienen im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König. Deutsch/Englisch, 36 Seiten, 20 Euro. 

Trailer Leila Hekmat – Female Remedy

 

Die Ausstellung enthält Nacktheit und explizite sexuelle Sprache. Der Besuch von Minderjährigen erfolgt nach elterlichem Ermessen.

Leila Hekmat – Female Remedy, Haus am Waldsee, 2022
Soundinstallation: Roman Ole; mit Musik von Roman Ole und Roman Lemberg; Orgel: Roman Lemberg; Stimmen: Roman Ole, Magdalena Mitterhofer, Clara Dessau, Cassie Augusta Jørgensen und Shade Theret
Schneiderei: Elsa Leguévaques und Grace Kim
Holzarbeiten: Niël Meyer

Die Ausstellung wird gefördert durch: 

Pressestimmen

„Leila Hekmats Kunst passt in diese Zeit. Sie passt in eine brennende, von Katastrophen gezeichnete Welt, die sich gerade in eine Art reales ‘Handmaid’s Tale’ verwandelt. Die theatralischen Performances, Installationen, Mini-Opern und Filme der 1981 geborenen, in Berlin lebenden US-Amerikanerin ähneln psychologisch aufgeladenen Mysterien- oder Kammerspielen.“ Oliver Koerner von Gustorff, Monopol, Special Issuee Berlin Art Week 2022

„Eine solche Anstalt hat es wohl noch nie gegeben: Female Remedy heißt eine surreal-schräge, feministische Kunstkombination von Ausstellung, Performance und Magazin, in der es um Frauen in einem quasireligiösen Sanatorium geht. Die Diagnosen sind unklar, die Methode der Erlösung aber eindeutig: Patientinnen und Krankenschwestern geben sich reuelos Delirien und sexuellen Gelüsten hin. Kranksein ist für sie ein Weg zur Selbstfindung.“ Carola Padtberg, DER SPIEGEL, 37/2022

„Mit Female Remedy betritt eine neue Form feministischer Kunst die Bühne. Schräg, schrill, selbstbewusst, mit Anleihen aus Volkstheater und Zirkus. Aber unter der frechen Clownsmaske versteckt sich existenzielle Verwundung.“ Simone Reber, Deutschlandfunk Kultur “Fazit”, 14.9.2022

„Leila Hekmat ist es wirklich gelungen, das Haus am Waldsee komplett zu verwandeln. Da prallen echt Welten aufeinander. Diese Kunst, die so wild ist, so ungeniert und diese alte, gediegene Industriellenvilla.“ Marie Kaiser, rbb radioeins, “Art aber fair”, 14.9.2022

„Die Patientinnen liegen in den Betten und hängen an den Wänden mit aufwändigen, digitalen Verfahren auf Stoff gedruckt. […] Frauen, die ein wenig exzentrisch sind oder nicht in Rollenklischees passen. Das ist ein optisches Vergnügen. Bunt, schrill und explizit sexuell – und eine feministische Botschaft.” Andrea Handels, rbb Kultur, 15.9.2022

„Die Frage, wie und ob man performative Kunst dokumentiert, wurde in der Kunstgeschichte schon oft gestellt, sei es bei Joseph Beuys, bei feministischen Akteurinnen wie Valie Export oder Marina Abramovic. Man wechselt von einem Medium in ein anderes: Fotografien und Videos zeugen vom Geschehen, tragen ihren eigenen Teil zum Werk bei, erreichen aber nie die Energie des Live-Moments. Requisiten bleiben leblos, dienen aber als Beweis für das, was stattgefunden hat. In Leila Hekmats Fall ist die größere Sichtbarkeit im Ausstellungsraum in jedem Fall ein Gewinn.“ Birgit Rieger, Der Tagesspiegel, 17.9.2022

„Leila Hektmat macht im Jahr 2022 daraus eine surreale Tragikomödie, bei der einem in diesem ‘Krankenhaus’ der Moderne mit Schlafsaal, OP-Saal, diversen Behandlungsräumen und einer Kapelle mit Altar und Orgel das Lachen im Halse stecken bleibt. Ihre Kostüme, die bald an sakrale Gewänder, elisabethanische Mode, bald an Fetischkleidung denken lassen, dazu das groteske, maskenhafte Make-up und die von Lockenwicklern malträtierten Perücken – all das hat etwas von feministischer Revolte […].“ Ingeborg Ruthe, Berliner Zeitung, 1.10.2022

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