Qualifizierungen

Jungenarbeit ist als Qualitätsmerkmal in der Kinder- und Jugendhilfe und als Beitrag zur Gleichberechtigung aller Geschlechter anerkannt. Sie gilt als Querschnittsaufgabe und ist im SGB VIII sowie dem Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW verankert. Eine Umsetzung als Querschnittsaufgabe sowie die strukturelle und konzeptionelle Verankerung in den Einrichtungen, Angeboten und Maßnahmen nach SGB VIII bedarf jedoch, im Sinne von Jungenarbeit, qualifizierter Fachkräfte.

Die LAG Jungenarbeit NRW setzt daher in Kooperation mit den Landesjugendämtern Rheinland und Westfalen berufsbegleitende Qualifizierungsangebote um. Diese ergänzen das umfassende Fortbildungs- und Tagungsangebot der Fachstelle Jungenarbeit NRW um mehrtägige Qualifizierungskurse, die sich zudem über einen längeren Zeitraum erstrecken.

Die eingesetzten Referent*innen sind erfahren in der Jungenarbeit und haben diese viele Jahre auf kommunaler, Landes- und Bundesebene entwickelt, betrieben und vermittelt.

"Irgendwie Hier!"

Trägerqualifizierung

Das Projekt „Irgendwie Hier – Jungenarbeit in der Migrationsgesellschaft“ der LAG Jungenarbeit NRW bietet eine jahresbegleitende und umfangreiche Qualifizierung für öffentliche wie freie Träger an, deren Fachkräfte sich in der vielfältigen und komplexen Arbeit mit Jungen* und jungen Männern* mit Flucht- und Migrationserfahrungen befinden. Ziel ist es, eine unterstützende und bedarfsorientierte Erweiterung von Fachlichkeit, Haltung und Konzepten nachhaltig zu ermöglichen.

Das Angebot wird im Hinblick auf eine Prozess- und Bedarfsorientierung der teilnehmenden Träger fortlaufend strukturell angepasst und gliedert sich 2024 in drei thematische Module, die jeweils zwei Seminartage (insgesamt 6 Seminartage) umfassen und sich inhaltlich an den folgenden, beispielhaft formulierten Fragen orientieren:

Modul 1: Einstieg in die Jungen*arbeit

  • Warum ist Arbeit mit Jungen* nicht gleich Jungen*arbeit und was macht diese genau aus?
  • Welche Haltung, Reflexion und Fachlichkeit braucht es in der Jungen*arbeit?
  • Welche Bedeutung haben dabei das eigene Geschlecht und gesellschaftliche Konstruktionen von Männlichkeiten?

Modul 2: Intersektionale Perspektive auf Jungen*arbeit

  • Warum ist eine intersektionale Perspektive auf Jungen*arbeit im Kontext von Flucht und Migration hilfreich?
  • Wie kann diese in die konkrete Arbeit aufgenommen werden?

Modul 3: Transfer in die und Reflexion der eigenen Praxis

  • Wie kann die vermittelte Theorie in die Praxis umgesetzt werden?
  • Welche Methoden können dabei hilfreich sein?
  • Welche Strukturen braucht Jungen*arbeit damit sie gelingen kann?

Ziel der Qualifizierung ist eine persönliche Reflexion der Teilnehmenden, eine Erweiterung der persönlich-individuellen Fachlichkeit, eine Betrachtung und Reflexion der trägerinternen Strukturen und Konzepte und damit eine Implementierung von Jungen*arbeit in diese.

Alle interessierten Fachkräfte der laufenden Qualifizierungsreihen 2024 haben zudem die Möglichkeit an Vertiefungsseminaren teilzunehmen. Diese dienen neben der inhaltlichen Auseinandersetzung auch der Vernetzung und dem Austausch mit Fachkräften anderer Träger, aus anderen Institutionen und Einrichtungen und aus anderen Arbeitsbereichen.

 

Bei Interesse melden Sie sich gerne telefonisch unter 0231 / 53 42 174 oder per Mail an: vincent.peiseler@lagjungenarbeit.de

 

Leistungen & Rahmenbedingungen

Im Rahmen dieses Fortbildungsangebotes werden folgende Leistungen und Zuständigkeiten vereinbart:

Zuständigkeit der LAG Jungenarbeit NRW e.V.:

  • die Planung, Organisation und Durchführung der gesamten Qualifizierungsmaßnahme
  • die Honorar-, Reise- und Unterkunftskosten aller Referent*innen, die im Rahmen der begleitenden Trägerqualifizierung tätig werden
  • die entsprechende Abwicklung der Geschäftsvorgänge
  • alle Absprachen hinsichtlich inhaltlicher und zeittechnischer Fragen

Zuständigkeit des Trägers:

  • Organisation und Kostenübernahme aller notwendigen Räumlichkeiten inkl. Technik nach Bedarf
  • Organisation und Kostenübernahme für das Catering/die Verpflegung
  • Bereitstellung einer Person zur Steuerung/Begleitung des Qualifizierungsprozesses

 

Das Referent*innen-Team

Jonas Lang
Jonas Lang ist Sozialarbeiter und Sozialpädagoge in der Kölner Initiative Coach e. V.  mit Schwerpunkt: Beratung und Einzelfallhilfen für Menschen in Aufenthaltsgestattung und Duldung. In der Bildungs- und Qualifizierungsarbeit arbeitet er zu Intersektionalen Perspektiven auf (Sozial-) Pädagogische Praxis mit Jungen* und jungen Männern* mit Fluchterfahrung. Von 2017 bis 2021 war Jonas Lang Vorstandsmitglied der Landesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit NRW.

Michael Meurer
Alter Jungvater, Diplomsportlehrer und Feldenkrais Pädagoge, seit über 30 Jahren Jungen- und Männerarbeit mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Gesundheit, Gewalt, sexualisierte Gewalt, Kommunikation und Kooperation mit Mädchen- und Frauenprojekten, der Begleitung und Beratung von Jungen als Einzelpersonen und Institutionen, die Jungen- und Männerarbeit machen wollen. All dies immer auf der Basis der Eigenreflexion, der Wahrung des inneren, lebendigen Jungen, immer in der Haltung ressourcenorientiert, wertschätzend, verbindlich und klar zu agieren.

Zielgruppe

Träger der Arbeitsfelder des SGB 8, §11-14, deren Fachkräfte (m/w/d) mit/zu Jungen* und jungen Männern* mit Flucht und Migrationserfahrungen arbeiten.

Kosten

Es entstehen keine weiteren Kosten.

Kontakt

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Vincent Peiseler:
Tel. 0231 / 5342174
Schreiben Sie mir!

Link

Weitere Informationen zum Projekt "Irgendwie Hier! Flucht - Migration - Männlichkeiten" finden Sie hier.

nächste Termine

Die Koordinierung findet gemeinsam mit den Trägern statt

Referent*innen

Weitere Informationen im Text

Traumapädagogik in der Jungenarbeit

Teil 1: Ich glaub, ich bin im falschen Film!

In der pädagogischen Arbeit mit Jungen* stoßen Fachkräfte immer wieder auf Verhaltensweisen, die irritieren. Verhalten kann ganz plötzlich umschlagen. Pädagog*innen haben dann das Gefühl, sie seien "im falschen Film". Möglicherweise ist das ein Hinweis, dass die Jungen*, mit denen sie dann zu tun haben, in einem falschen, weil alten Film sind. Sie reagieren nicht auf die aktuelle Situation, sondern agieren aus ihrem Erfahrungs- und Belastungsrucksack. Wir sprechen dann von "Trauma" und von "traumatischen Erfahrungen, die angetriggert (ausgelöst) sind".

Ein Trauma ist eine überfordernde, existenzbedrohliche Belastungserfahrung, die im Gehirn wie eine schreibgeschützte Datei isoliert gespeichert ist und sich so immer wieder im Alltag meldet und sich dann nicht wie eine Erinnerung, sondern wie Gegenwart anfühlt. Das macht sich bemerkbar in der Beeinträchtigung der Wahrnehmung, der Orientierung, der Selbststeuerung, der Impuls- und Affektkontrolle sowie in körperlichen Anspannungs- oder Erschlaffungszuständen.

Traumapädagogik hilft, dies besser zu verstehen und auch den betroffenen Jungen* verstehbar zu machen. Sie bietet Möglichkeiten der angemessenen pädagogischen Begleitung und Intervention.

Das Seminar vermittelt Theorie zu Psychotraumatologie, Traumapädagogik und Neurobiologie des Traumas sowie Bindungsentwicklung unter traumatischen Bedingungen. Es gibt Einblick in mögliche traumapädagogische Interventionen und bietet Raum für Fallarbeit aus der eigenen Praxis.

Hier geht's zur Anmeldung

 

Teil 2: Ich glaub, der legt einen Schalter um!

"Ich glaub, der legt einen Schalter um!": Dieser Satz beschreibt die Erfahrung, dass es Jungen* gibt, die uns verwirren, weil sie uns in der Arbeit so unterschiedlich begegnen, dass wir das Gefühl haben, wir hätten es mit unterschiedlichen Personen zu tun: mal kooperativ und verständig, dann wieder für uns unkalkulierbar aggressiv, ein anderes Mal wieder verzagt und antriebslos.

Menschen, die wiederholt traumatischen Erfahrungen ausgesetzt waren, bilden abgespaltene Muster im Gehirn, die antriggerbar (auslösbar) sind - sogenannte Ich-Zustände. Das geschieht überall dort, wo wiederholt Gewalt, Vernachlässigung oder Demütigungen erfahren werden.

In dieser Fortbildung soll es um die Psychotraumatologie der strukturellen Traumafolgestörungen gehen und um die Frage, wie angemessene Reaktionen und hilfreiche Interventionen aussehen können. Dabei wird die Innere-Teile-Arbeit eine besondere Rolle spielen mit ihrem Bemühen, dass Jungen* ihre eigenen Impulse und ungesteuerten Zustände besser verstehen und steuern lernen.

Hier geht es zur Anmeldung

Zielgruppe

Die Qualifizierung ist für Fach- und Lehrkräfte aller Geschlechter ausgeschrieben.

nächste Termine

Teil 1: 30./31. Januar 2024
Teil 2: 13./14. Juni 2024

 Ort

LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho
Oeynhausener Straße 1
32602 Vlotho

Teilnahmebeitrag

Teil 1:
180,00 € Teilnahmeentgelt
zzgl. Unterkunft und Verpflegung

Teil 2:
180,00 € Teilnahmeentgelt
zzgl. Unterkunft und Verpflegung

Referent*innen

LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho / Bielefeld

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