"Puma"-Schützenpanzer:Operation: Vertrauensaufbau

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350 Schützenpanzer vom Typ "Puma" sind gebaut - nur 41 gelten als kriegstauglich. (Foto: Sean Gallup/Getty Images)

Der Bundeswehr war offenbar schon länger klar, dass der "Puma" nicht ganz zuverlässig ist. Nach einem Treffen mit dem Hersteller soll nun noch einmal nachgebessert werden.

Von Mike Szymanski, Berlin

Es ist ein wohl letzter Rettungsversuch für ein milliardenschweres Rüstungsprojekt: Am Freitag haben im Verteidigungsministerium Vertreter der Rüstungsindustrie mit Ressortchefin Christine Lambrecht (SPD) und Generalinspekteur Eberhard Zorn diskutiert, wie sie den Puma doch noch einsatzfähig bekommen. Eigentlich hätte der Schützenpanzer, der auf dem Gefechtsfeld die stärkeren Leopard- 2-Kampfpanzer unterstützt, dieses Jahr den Nato-Verbündeten als modernster Schützenpanzer präsentiert werden sollen. Seit Januar führt Deutschland die schnelle Eingreiftruppe an. Dabei handelt es sich um einen Kampfverband mit etwa 11 500 Soldaten, der innerhalb einer Woche überall hingeschickt werden kann - als sogenannte Speerspitze der Nato. Aber der Puma funktioniert nicht.

Bei einer Übung im Dezember, einer Art letztem Testlauf, waren alle 18 Pumas ausgefallen. Jetzt schickt Deutschland Marder, gebaut in den 1970er-Jahren. Robust, aber eben alt. Die Blamage ist groß. Ministerin Lambrecht hatte der Industrie die Schuld gegeben, das System sei nicht ausgereift. Beim Puma handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Firmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall. Programmstart war im Jahr 2002. Die Industrie dagegen glaubt, die Truppe habe nicht genügend Ersatzteile mitgenommen und sich auch sonst nicht so intensiv um den durchdigitalisierten Panzer gekümmert, wie die komplexe Technik das erfordert. 17 der 18 Panzer sind wieder repariert. 350 Schützenpanzer Puma hat die Bundeswehr bei der Industrie bestellt. Sie sind alle schon gebaut. Nur 41 davon gelten als "kriegstauglich", weil sie auf dem neuesten Konstruktionsstand sind. Es ist eigentlich zu spät, um zu sagen, dieser Panzer sei nicht zu gebrauchen.

Nun sollen Industrie und Heer gemeinsam am Puma arbeiten, so lange, bis er tatsächlich zuverlässig läuft: Ministerin Lambrecht sagte am Freitag: "Das Heer steht zum Puma." Die Truppe wolle ihn, aber sie wolle ein verlässliches System. Was die Schuldfrage angeht, bewegten sich an diesem Freitag beide Seiten aufeinander zu. Lambrecht sagte zu, dass die Soldaten besser ausgebildet werden sollen, um das Gerät zu bedienen und instand zu setzen. Die Versorgung mit Ersatzteilen müsse verbessert werden. Rheinmetall-Chef Armin Papperger versprach, dass der Puma in Zukunft stabiler laufen werde. Er sei der "beste Schützenpanzer der Welt".

Für die Nato-Speerspitze wurden von vornherein "Marder" eingeplant

Völlig unvorbereitet hat der Ausfall der Pumas die Truppe indes nicht getroffen. Als die Bundeswehr ihren Beitrag für die Nato-Speerspitze zusammenstellte, plante sie bereits zusätzlich zwei Marder-Kompanien mit 28 Fahrzeugen ein. Sie sollten im Kampfverband Gefechtsstände schützen und die Logistikkette absichern. Das kann man so machen, wird aber von der Nato nicht eingefordert. Die Militärplaner haben die Speerspitzen-Brigade auf diese Weise extra "fett gemacht". An den Vorbereitungen für den Nato-Auftrag waren die Marder-Kompanien beteiligt. Sie haben alle für die schnelle Eingreiftruppe erforderlichen Zertifizierungsschritte durchlaufen. Nur deshalb war es der Bundeswehr überhaupt möglich, nach dem Ausfall der Pumas der Nato so schnell die Marder als Ersatz zu melden. Dieses Vorgehen dürfte aber auch zeigen, wie wenig die Bundeswehr bislang dem Puma  vertraut.

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