Kostenlose Tampons in Lichtenberg: Zwölf Spender gegen Periodenarmut

Damit die Menstruation nicht ins Geld geht: Der Bezirk Lichtenberg bietet nun in zwölf Einrichtungen kostenlos Binden und Tampons an.

Ein Spender mit Tampons und Binden in einer Damentoilette in Lichtenberg

Einer der zwölf Spender, in denen der Bezirk Lichtenberg kostenlose Periodenprodukte anbietet Foto: Johanna Jürgens

BERLIN taz | Was in Schottland längst Gesetz ist und in Deutschland die Stadt Hamm vorgemacht hat, nimmt sich jetzt auch Berlin-Lichtenberg vor: Menstruationsprodukte sollen Frauen und Mädchen in den öffentlichen Einrichtungen des Bezirks zukünftig kostenlos zur Verfügung stehen – in Jugendtreffs und Sportzentren, Bibliotheken und Bürgerämtern.

Einer von zunächst zwölf Spendern hängt in der Frauentoilette des Nachbarschaftshauses in der Riebnitzstraße im Lichtenberger Ostseeviertel. Hier sitzen unter anderem das Frauenprojekt Für Sie*, eine Wohnungslosenhilfe und die Koordinierungsstelle Alleinerziehende Lichtenberg. Der Spender ist ein silberner Kasten, nicht größer als ein Schuhkarton, mit einer Öffnung für Tampons und einem Schlitz für Binden. Daneben hängt ein buntes Poster mit Infografiken, die die richtige Verwendung von Tampons erklären. An diesem Mittwoch ziert eine rote Schleife den Kasten, Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) ist zu dessen Eröffnung gekommen. Tamponautomaten in öffentlichen Toiletten sollten „so normal sein wie Seife und Handtücher“, sagt Grunst, der auch Lichtenbergs Gleichstellungsbeauftragter ist.

Die ersten zwölf Standorte mit kostenfreien Menstruationsartikeln seien, sagt er, auch ein Baustein für mehr soziale Teilhabe: In Lichtenberg-Hohenschönhausen bezieht ein großer Teil An­woh­ne­r*in­nen Transferleistungen, darunter auch viele alleinerziehende Frauen. Der ALG-II-Regelsatz sieht für sie knapp 17 Euro im Monat für „Gesundheitspflege“ vor, also für Medikamente, Toilettenpapier und Zahnpasta. Und eben auch für Menstruationsprodukte, zu denen nicht nur Tampons und Binden, sondern für viele auch Schmerzmittel zählen. Die fallen besonders ins Gewicht: „Wenn das Geld am Monatsende knapp wird, fragt man sich, ob man das Geld wirklich für Tampons ausgeben muss oder ob es nicht auch ein Stück Toilettenpapier tut“, sagt Eva Karpf, Leiterin des Frauenprojekts Für Sie*.

„Ein hochpolitisches Thema“

Menstruation sei ein hochpolitisches Thema, nicht zuletzt, weil sie die Schere zwischen Männern und Frauen, die überdurchschnittlich von Armut betroffen sind, noch vergrößere.

Der Beschluss des Bezirksamts geht zurück auf eine Initiative der Gruppe „Faire Periode Lichtenberg“, einen Zusammenschluss von Frauen, die im Bezirk leben und arbeiten. Im Sommer 2021 hatte die Gruppe einen Antrag in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung gestellt. Zunächst handelt es sich bei den zwölf Spendern um ein Modellprojekt.

Langfristiges Ziel ist jedoch, alle öffentlichen Toiletten in Lichtenberg mit kostenlosen Menstruationsprodukten auszustatten. Für 2023 sind dafür laut Bürgermeister Grunst im Haushalt 20.000 Euro reserviert. Eine Liste mit den Standorten der bereits aufgestellten Spender gibt es auf der Webseite des Lichtenberger Bezirksamts.

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