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Wird die Immo-Krise zur Bankenkrise?: Chinas Hauskäufer streiken: Jetzt muss der Staat mit Milliarden einspringen
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Der Bauboom in China stellt sich zunehmend als nicht nachhaltig heraus.
picture alliance / dpa Der Bauboom in China stellt sich zunehmend als nicht nachhaltig heraus.
  • FOCUS-online-Autor (München)

Die Immobilienkrise in China hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Tausende Hauskäufer zahlen ihre Kreditraten aus Protest nicht mehr. Bevor darunter Banken in Schieflage geraten, muss jetzt der chinesische Staat eingreifen. Das Problem zu beheben, wird teuer.

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In China hat sich eine ungewöhnliche Form des Protests gebildet. Tausende Immobilienkäufer weigern sich seit vergangener Woche, ihre Kreditraten zu bezahlen – obwohl sie sich die Kosten leisten könnten. Allerdings sind die Wohnungen, die sie damit abbezahlen, noch im Bau und der stockt in den meisten Bauprojekten des Landes. Bei rund 100 Bauvorhaben gehen die Hauskäufer deswegen jetzt schon auf die Barrikaden. Sie ignorieren dabei auch die Möglichkeiten der Nachteile, die sie in Chinas stringentem Social-Ranking-System bekommen könnten, bei dem es für nicht gezahlte Kreditraten Minuspunkte gibt.

In China und anderen Teilen Asiens ist es seit einigen Jahren üblich, dass Immobilienkonzerne Apartments in großen Bauprojekten schon vor Baustart verkaufen. Die Käufer beginnen dann bereits mit der Abzahlung der Wohnungen, können aber erst Jahre später nach Fertigstellung der Immobilien einziehen. In China stocken aber derzeit Hunderte solcher Bauprojekte, teils seit mehr als einem Jahr. Weil unklar ist, ob und wann ihre Wohnungen fertig werden und weil deren Wert mit jedem Monat sinkt, boykottieren Hauskäufer in rund 50 Städten jetzt das System.

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Evergrande-Insolvenz als Höhepunkt der Immobilienkrise

Die Baufirmen wiederum leiden nach Jahren des Immobilienbooms unter Geldmangel. Über Jahre bauten sie immer mehr und immer größere Gebäude, riefen immer höhere Preise auf und verschuldeten sich immer weiter. Vergangenes Jahr zog Chinas Regierung die Notbremse. Um eine Immobilienblase zu verhindern, wurden mehrere Gesetze erlassen. Im Kern ging es darum, dass Immobilienkonzerne striktere Regularien erfüllen müssten, um Kredite zu bekommen und sich verschulden zu dürfen. Führende Konzerne warnten damals schon, dass dies dazu führen würde, dass ihnen das Geld ausgehen könnte.

Das passierte dann auch tatsächlich vielfach. Der berühmteste Fall ist die Evergrande Real Estate Group. Sie ist seit vergangenem Dezember faktisch pleite, operiert aber weiter. Um Schulden von 100 Milliarden Dollar abbezahlen zu können, wurden im Bau befindliche Projekte gestoppt und fertige Gebäude verkauft. Schätzungsweise ein Drittel aller jetzt bestreikten Bauten entfallen auf Evergrande. In kleinerem Maße haben sich aber auch viele andere Immobilienkonzerne überschuldet.

Immobilienkrise droht zur Bankenkrise zu werden

Die chinesische Regierung hat dabei lange nur zugesehen. Ihr ist es nur recht, wenn einige der Immobilienriesen verschwinden. Der ausgeuferte Häusermarkt soll sich so konsolidieren. Tatsächlich wiesen die Behörden Banken zuletzt noch an, Aufkäufe und Fusionen im Immobiliensektor bevorzugt zu behandeln.

Doch der Streik der Hauskäufer ist ein ernstes Anzeichen dafür, dass sich die Immobilien- zu einer Bankenkrise auswachsen könnte. Schließlich haben die Streikenden ihre Kredite nicht bei den ohnehin wenig solventen Baufirmen, sondern bei Banken aufgenommen. Hinzu kommen die generellen Wirtschaftsprobleme in China, bedingt durch die Corona-Pandemie und Chinas strenger No-Covid-Politik, die den Grad fauler Kredite ebenfalls steigen lassen. Was passiert, wenn eine Bank unter der Last nicht bedienter Immobilienkredite einbricht, ist aus der Subprime-Krise in den USA 2007 bekannt, die sich zu einer globalen Finanzkrise ausweitete.

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So weit will es China nicht kommen lassen. Nach einem Krisentreffen in der vergangenen Woche beschloss der Staat Finanzhilfen. In einem ersten Schritt wurden die Kredithürden für Immobilienkonzerne gelockert, so dass diese leichter an Gelder kommen, um unfertige Bauprojekte zu vervollständigen. Ebenso sollen Fusionen erleichtert werden, damit solvente Immobilienkonzerne ihre überschuldeten Mitbewerber leichter schlucken können.

„Das Wichtigste daran ist, dass die Regierung einschreitet und das Vertrauen stärkt, das Problem zu lösen“, sagt Hui Shan gegenüber Bloomberg. Er ist der Chefanalyst für China bei der Großbank Goldman Sachs. Auch andere Analysten gehen davon aus, dass die chinesische Regierung die Situation unter Kontrolle hat. „Unser Basisszenario ist, dass die Behörden die Krise eindämmen werden“, sagte Gabriel Wildau von der Unternehmensberatung Teneo in einer Mitteilung an seine Klienten. Dazu gehört auch, dass im Notfall staatliche Banken mit Krediten einspringen, im Endeffekt also der Staat nötiges Kapital hinzuschießt oder unfertige Bauprojekte aufkauft.

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