In Zusammenarbeit mit:

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)

Wie sich Waldmanagement weiterentwickeln könnte  

Forstwirtschaft Ökosystemleistungen Umweltbildung Umweltschutz
Auswirkungen des Sturms
Auswirkungen des Sturms "Vaia" in Italien vom 26. bis 30. Oktober 2018. Insgesamt 28 Menschen verloren ihr Leben und viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer große Flächen Wald. Fiera di Primiero, Italien © Stefan Sorge

Text: CORINNA HARTWIG

Wälder sind das Rückgrat unserer Umwelt und unsere Lebensgrundlage. Sie sind Lebensraum zahlreicher Pflanzen- und Tierarten, Ort der Erholung und Anziehungspunkt für den Tourismus. Wälder filtern Luft und Wasser, verhindern Lawinen und Erdrutsche. Sie speichern Kohlenstoff in Bäumen und Böden und schützen so unser Klima. Und nicht zuletzt liefern sie wertvolles Holz als nachhaltigen nachwachsenden Rohstoff. In der Wissenschaft werden diese Vorteile als „Waldökosystemleistungen“ bezeichnet. Ihre Bereitstellung künftig zu sichern, erfordert neue und unkonventionelle Ansätze in der Waldbewirtschaftung.

Für diejenigen, die lieber hören, statt lesen

Download
Erklärvideo zum Projekt in Englisch mit deutschen Untertiteln, die auf YouTube einstellbar sind.

Forschung zur Waldbewirtschaftung

In ganz Europa gehen forstliche Akteure neue Wege, um die Bereitstellung von Waldökosystemleistungen mit gesellschaftlichen Anforderungen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen.

Das von der EU geförderte und in 2020 erfolgreich abgeschlossene Projekt mit dem Titel „Innovative Politik- und Geschäftsmodelle, Entscheidungsgrundlagen und finanzielle Anreizmechanismen für die nachhaltige Bereitstellung von Waldökosystemleistungen“ (InnoForESt) hatte das Ziel, eine Transformation des europäischen Forstsektors anzustoßen, indem Innovationen für die nachhaltige Bereitstellung und Finanzierung von Waldökosystemleistungen stimuliert werden. Dabei dienten Sechs europäische Initiativen dem Projekt als erfolgreiche Praxisbeispiele, als Netzwerkpartnerinnen und -partner für den Austausch und als Fallstudien für die wissenschaftliche Analyse, die zugleich mehrere biogeographische Regionen Europas repräsentieren.

Das übergeordnete Ziel war es, unterschiedliche Arten der Bereitstellung von Waldökosystemdienstleistungen zu untersuchen und zur Entwicklung von innovativen Lösungen in den Bereichen Politik, Management und Unternehmen beizutragen. Darüber hinaus sollte das Potenzial des Innovationstransfers in andere Regionen oder Länder in ganz Europa ausgelotet und Einflussfaktoren sowie Rahmenbedingungen für eine verlässliche Etablierung der Innovationen identifiziert werden.

Um diese Ziele zu erreichen wurden innovative Politik- und Geschäftsmodelle zusammengestellt und deren Erfolgsfaktoren klassifiziert. Ebenso waren vielversprechende Governance-Ansätze und Rahmenbedingungen, die eine Verbreitung erfolgreicher Politik- und Geschäftsmodelle unterstützen, zu identifizieren, um auf dieser Basis wissensbasierte Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

Am Ende sollten die Ergebnisse zu einer besser koordinierten, effizienten und nachhaltigen Steuerung und Finanzierung von Waldökosystemdienstleistungen in Europa beitragen. Konkret bedeutet dies, Anreize für Waldbesitzerinnen und -besitzer sowie Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zu setzen, Waldökosystemleistungen nachhaltig bereitzustellen sowie forstpolitische und -wirtschaftliche Maßnahmen zu entwickeln, welche die gesellschaftliche Lebensqualität verbessern. Weiterhin war die Koordination politischer Maßnahmen zu verbessern und damit Lücken im Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik und Praxis zu überwinden.

Projektverlauf und Ergebnisse

Bedingt durch die Coronavirus-Pandemie mussten seit Februar 2020 viele gemeinsame Treffen des Projektkonsortiums, öffentliche Events sowie die Abschlusskonferenz, welche in Brüssel stattfinden sollte, abgesagt oder online durchgeführt werden. Diese Umstände haben dazu geführt, dass das Projekt um zwei Monate verlängert wurde und viele persönliche Kontakte nicht stattfanden. Der persönliche Austausch, der in so einem Projekt und vor allem für die Weiterentwicklung wichtiger innovativer Waldmanagement-Ansätze essenziell ist, fehlten daher. Jedoch brachte die Verlagerung der Kommunikation in den digitalen Raum auch eine gewisse Flexibilität und Kostensenkung mit sich.

Auch der Sturm „Vaia“ im Jahr 2018 wirbelte sowohl eine der Generalversammlungen des Projektes in Trento, Italien, als auch die ganze Region Trentino durcheinander, in der eines der Fallbeispiele des Projektes verortet ist. Diese wurde dadurch stark in ihrer Entwicklung beeinträchtigt und weite Teile der Wälder zerstört, womit die lokalen Forstverwaltungen und Waldbesitzerinnen und -besitzer noch heute zu kämpfen haben. „Hier konnte man die Auswirkungen des Klimawandels direkt erfahren und auch, welche Folgen dies für Wald und Mensch haben kann. Die Projektergebnisse und die innovativen Ansätze aus den beteiligten europäischen Regionen helfen in Zukunft auch, besser auf solche Einflüsse vorbereitet zu sein.“, resümiert Stefan Sorge, Projektmitarbeiter und Promotionsstudent an der HNEE. Weiterhin fasst er zusammen: „Ein wichtiges Ergebnis, das wir im Projekt InnoForESt erzielt haben, ist, dass wir Waldbesitzerinnen und -besitzer sowie politische Entscheidungsträgerinnen und -träger eine Informationsbasis zu innovativen Ansätzen in der Forstwirtschaft liefern können. Waldumbau, Aufforstung sowie Waldmanagement kann damit nachhaltiger gestaltet und an den Klimawandel angepasst werden. Auch weitere wichtige Ökosystemleistungen können wir damit auf die Agenda setzen“. Das bedeutet, dass neben dem Rohstoff Holz Aspekte wie CO2 Kompensation, Wasserspeicherung und -filterung oder der Wald als Erholungsort für Touristen, bei Entscheidungen berücksichtigt und in die wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten integriert, anerkannt und vergütet werden können.

Trotz oder gerade aufgrund der Heterogenität und Internationalität des Projektkonsortiums konnten gemeinsam Lösungen für sehr tiefgreifende Probleme in europäischen Wäldern erarbeitet werden, die nun in Form von innovativen Ansätzen in der Forstwirtschaft und beteiligten Sektoren gefördert und verbreitet werden können.

Weitere detaillierte Beschreibungen zu Methoden, Ergebnissen sowie Infografiken finden Sie hier:

https://innoforest.eu/enabling-innovation/

Dort unter Policy Briefs finden Sie Empfehlungen und Handlungsoptionen für

  • Nichtregierungsorganisationen (NGO) und Verbände
  • Politische Entscheidungsträgerinnen und -träger auf regionaler und lokaler Ebene
  • Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und zukünftige Forschung
  • Unternehmerinnen, Unternehmer und Startups
  • Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sowie Forstverwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.
Abschlusskonerenz des Projektes InnoForESt vom 28. Oktober 2020 in englischer Sprache.

Weiterführende Informationen

Das Projekt mit dem Titel „Innovative Politik- und Geschäftsmodelle, Entscheidungsgrundlagen und finanzielle Anreizmechanismen für die nachhaltige Bereitstellung von Waldökosystemleistungen“ (InnoForESt) wurde im Horizon 2020 Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union gefördert. Das Budget betrug 4,019 Mio. Euro. Die Projektlaufzeit verlief von November 2017 bis Dezember 2020. Die HNEE war dabei für die Projektkoordination zuständig und arbeitete inhaltlich in engem Austausch mit dem Leibniz Zentrum für Agrarlandschaftsforschung aus Müncheberg zusammen.

Die Projektpartner
Das Projekt brachte 16 Partnerorganisationen aus neun EU-Ländern zusammen. Das Konsortium umfasste Forst- und Umweltverwaltungen, Holzverarbeitungs- und Beratungsunternehmen, Jagdverbände, Forstbetriebe, Landbesitzer und andere Nichtregierungsorganisationen (NRO) sowie europäische Universitäten und Forschungsinstitute.
Alle Partner sind erfahren in der Erforschung und Entwicklung neuartiger Politik- und Geschäftsmodelle für Waldökosystemleistungen. Durch das enge Zusammenspiel von Forschung und Praxis konnten vielversprechende Beispiele für die Bereitstellung vielfältiger Waldökosystemleistungen analysiert werden, um von ihnen zu lernen und ihre Chancen sowie Grenzen auszuloten.

Das Projektkonsortium bestand aus 16 Partnerorganisationen:
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, HNEE, Deutschland (Projektleiter)
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., ZALF, Deutschland
Suomen ympäristökeskus, SYKE, Finnland
Università degli Studi di Trento, UNITN, Italien
Centrum transdisciplinarnych studiicetio N.O., CETIP SK, Slowakei
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, FVA, Deutschland
Universiteit Twente, UT, Niederlande
Lunds Universitet, ULUND, Schweden
Universität Innsbruck, UIBK, Österreich
European Landowners Organization, ELO ASBL, Belgien
Studienzentrum für internationale Analysen (STUDIA), Österreich
Suomen metsäkeskus – Finlands skogscentral, FFC, Finnland
Stiftung Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern, ANE, Deutschland
Provincia autonoma di Trento, PAT, Italien
IREAS, Institut pro Strukturalni Politiku OPS, IREAS CZ, Tschechische Republik
Universeum AB, Universeum, Schweden

Über die HNEE
Die HNEE ist national wie international Impulsgeberin für nachhaltige Entwicklung. Rund 2.300 Studierende aus 57 Ländern studieren und mehr als 350 Beschäftigte forschen, lehren und arbeiten an der modernen Campushochschule inmitten einer ausgedehnten Naturlandschaft vor den Toren Berlins. An den vier Fachbereichen Wald und Umwelt, Landschaftsnutzung und Naturschutz, Holzingenieurwesen und Nachhaltige Wirtschaft können in aktuell 20 und zum Teil deutschlandweit einzigartigen Studiengängen Kompetenzen in den Bereichen Naturschutz, Forstwirtschaft, Ökolandbau, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Wirtschaft, Holzbau und nachhaltiges Tourismusmanagement erworben werden.

Erschien zuerst im/auf: Informationsdienst Wissenschaft (WID)
Institution: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)
Ansprechpartner/in: Prof. Dr. Carsten Mann

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