Schwimmkurs: Wie die TSV-Trainerin Andrea Schöpf den Kleinsten beibringt, nicht unter zu gehen
"Ich bin da so reingerutscht", lacht Andrea Schöpf, 49, Hobbytaucherin und zweifache Mutter, wenn sie davon erzählt, wie sie Schwimmtrainerin in Burladingens größtem Sportverein, dem TSV, wurde.
Burladingen. Andrea Schöpf ist jeden Donnerstagabend ab 18 Uhr mit ihrer kleinen Gruppe von Fünf- bis Achtjährigen in der Ecke des Schwimmbeckens, zwischen Treppe und Rutsche, am Üben. In den zwei Stunden zwischen 18 und 20 Uhr "gehört" die Halle der Schwimmabteilung des TSV.
Die Furcht ablegen und ganz bestimmte Dinge lernen
Und während die Großen routiniert und schnell im Hintergrund ihre Bahnen ziehen, geht es in der Kinderecke kunterbunt und quietschfidel zu. Das Element Wasser und das Schwimmen lernen, so will es die Trainerin, soll Spaß machen. Deshalb verpackt sie die Übungen für die Noch-Nicht-Schwimmer in spielerische Aufgaben. Sie hat Schwimmbrillen im Gepäck, bunte Bälle dabei oder Würfel und viele bunte Schwimmnudeln, wie sie die langen biegsamen Teile nennt, die den Kindern Auftrieb geben, wenn sie sie sich unter den Arm klemmen. Die ersetzen die Schwimmflügel.
Was da auf den ersten Blick so unkoordiniert und fröhlich aussieht, hinter dem verbirgt sich ein klares Konzept. Es gilt, aus so manchem Angsthasen ein Seepferdchen zu machen. Seepferdchen, so heißt das erste Schwimmabzeichen, das man in seinem Leben erwerben kann, und dazu müssen die Kinder nicht nur erst mal die Furcht ablegen, sondern auch ganz bestimmte Dinge lernen. Etwa den Kopf unter Wasser zu halten, eine bestimmte Strecke zu schwimmen, sie müssen Kraulen und Brustschwimmen können, einen Sprung ins Wasser vom Beckenrand wagen, oder wie ein Seestern auf dem Wasser treiben und einen Ring aus schultertiefem Wasser heraufholen können.
Da gilt es, den Kindern den richtigen Abdruck und die richtige Atmung beizubringen. Arme und Beine, Hände und Füße und der Kopf und seine Haltung, das alles muss koordiniert werden. Es ist bei wuseligen Fünf- bis Achtjährigen, die sich selten lange konzentrieren können und an manchen Tagen richtig aufgekratzt sind, eine Heldenaufgabe, den Überblick zu behalten.
Aber: "Mir macht das Spaß", erklärt Andrea Schöpf. Einige Kinder lernen schnell, absolvieren ihr Seepferdchen und gehen dann in die Schwimmgruppe. Andere brauchen etwas länger. Die Warteliste ist sehr lang. 23 Namen stehen da drauf, und mehr als fünf oder sechs Kinder kann Schöpf nicht betreuen in dieser einen Stunde am Donnerstagabend. "Traurig" findet die 49-Jährige es, dass immer weniger Kinder und Erwachsene noch richtig Schwimmen lernen. Das sei doch, so sagt sie, "elementar wichtig". Deshalb will sie ihren Teil dazu beitragen, das zu ändern.
Seit 2012 steht Andrea Schöpf als Trainerin am Beckenrand, hat einst als Fahrerin ihrer Töchter Yara und Tia angefangen, die sie zum TSV-Schwimmunterricht brachte. Der damalige Trainer und Chef der Schwimmabteilung, Hans-Walter Meyer, bat sie bald darum, ihn ein wenig zu unterstützen. Das klappte gut, und schließlich kam die Frage: "Könntest du dir auch vorstellen, den Schwimmkurs zu geben?" Die Sporttaucherin konnte und wurde erst mal Mitglied im TSV. Ins kalte Wasser wurde sie aber nicht geworfen. Sie legte ihren bronzenen Rettungsschwimmer ab, absolvierte noch einmal einen Erste-Hilfe-Kurs beim DRK und belegte an der Sportschule in Ruit hinter Stuttgart jenen Kurs, der ihr dann erlaubte, die Anfängerschwimmausbildung zu übernehmen.
Manche Kinder haben Talent und bleiben bei der Sache
"Ich finde es toll, wenn mir eine Mama sagt, dass ihr Kind gerne kommt und zu Hause fragt, wann es wieder so weit ist." Manche der Kleinen haben Talent und bleiben bei der Sache, weil sie mit Hilfe von Andrea Schöpf herausfinden, dass Wasser ihr Element ist. Es sind wenige. Aber sie werden wohl nicht vergessen, dass sie mal bei Andrea Schöpf lernten, nicht unter zu gehen.