Blick in die Versammlung im Killemer Bürgersaal: Die Mehrheit der Burladinger Feuerwehrleute hat am Freitagabend ein Zeichen der Solidarität mit dem bisherigen Kommandanten – und gegen die Stadtverwaltung gesetzt. Foto: Maier

Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte, dass das Tischtuch zwischen der Burladinger Feuerwehr und der Stadtverwaltung aktuell zerschnitten ist – die außerordentliche Versammlung am Freitagabend hat ihn geliefert.

Burladingen-Killer - Im Bürgerhaus Killer waren die Wehrmänner der zehn Einsatzabteilungen Burladingen, Gauselfingen, Hausen, Hörschwag, Killer, Melchingen, Ringingen, Salmendingen, Starzeln sowie Stetten unter Holstein aufgerufen, einen neuen Gesamtkommandanten zu wählen. 146 Wahlberechtigte waren dabei.

Auseinandersetzungen mit Stadtverwaltung

Gefunden werden sollte der Nachfolger von Ilija Pilic, der vor einer Woche aus dem Kommandanten-Amt ausgeschieden war. Vorangegangen waren Auseinandersetzungen mit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat. Pilic stellte den Antrag, aus dem Amt entlassen zu werden, das folgte im März.

Solidarität demonstriert

Bei der Entpflichtung demonstrierten die Burladinger Feuerwehrleute, dass sie weiterhin hinter Pilic stehen – und dass sie dessen Arbeit als Kommandant hoch schätzen, dagegen die Wertschätzung durch die Stadtverwaltung als gering ansehen. In der Folge hatte auch Michael Schuler, zweiter Pilic-Stellvertreter aus Melchingen, erklärt, sein Amt abgeben zu wollen. Am Freitagabend nun sollten diese beiden Positionen neu besetzt werden – mit Jürgen Schäfer (Kommandant Stetten) und Daniel Petznik (Kommandant Killer) standen zwei Kandidaten parat.

Frostige Begrüßung für Bürgermeister Licht

Bei der Begrüßung durch den ersten stellvertretenden Kommandanten Martin Hofmeier wurde bereits die frostige Stimmung in Richtung Stadtverwaltung deutlich. Als Hofmeier Bürgermeister Davide Licht begrüßte, blieb es still im Saal – als der Name Pilic genannt war, brandete Beifall auf.

Appell des Kreisbrandmeisters

Kreisbrandmeister Stefan Hermann wies auf die Verdienste Pilics hin, diese seien unbestritten und kreisweit anerkannt. Pilic ist stellvertretender Kreisbrandmeister. Doch nun gelte es, so Hermann, angesichts der Differenzen und des Vertrauensbruchs zwischen Pilic und der Stadtverwaltung eine "in die Zukunft gerichtete Entscheidung" zu treffen, also einen neuen Kommandanten zu wählen. Dieser Aufforderung aber wollten die Wehrmänner mehrheitlich nicht nachkommen - dass es so kommen würde, dafür hatte es in den vergangenen Tagen einige Anzeichen gegeben.

Minutenlange Diskussionen ums Ergebnis

Ganz im Gegenteil: Nachdem bei der Wahl des Kommandanten die 146 Stimmen abgegeben waren, zeichnete sich schon ab, dass es Probleme gab. Das Wahlprüfungsgremium um Bürgermeister Licht, Ordnungsamtsleiter Martin Paulus, Stadträtin Monika Dehmer, Kreisbrandmeister Hermann und Wolfgang Jetter, stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands, stand minutenlang auf der Bühne und diskutierte – darüber, was sie eben als Ergebnis ausgezählt hatten. Dieses war wie folgt: Elf Stimmen waren ungültig, neun entfielen auf "Sonstige", Kandidat Jürgen Schäfer erhielt 48 Stimmen – und der bisherige Amtsinhaber Pilic 78. Formal hatte er damit die absolute Mehrheit erreicht und die Wahl gewonnen.

Wahl wird abgebrochen

Allerdings, so war zu hören, hatte Pilic wohl schon im Vorfeld erklärt, eine erneute Wahl nicht annehmen zu wollen – ganz abgesehen davon, dass er im Gemeinderat, der ihn soeben entpflichtet hat, wohl nicht bestätigt werden würde. Das Wahlprüfungsgremium versuchte, ihn telefonisch zu erreichen, Pilic aber ging nicht ans Telefon. Nun müsse geprüft werden, erklärte Martin Hofmeier, ob ein Bewerber, der nicht als Kandidat bereitstand, überhaupt gewählt werden kann. Die Wahl des Kommandanten war nach diesem ersten Wahlgang vorbei, wurde abgebrochen. Kandidat Schäfer sagte unserer Redaktion, er sei nicht enttäuscht: Das Ergebnis sei kein Zeichen gegen ihn, sondern gegen die Stadtverwaltung.

Nach demselben Schema lief dann auch die Wahl des zweiten stellvertretenden Kommandanten, also dem Nachfolger von Michael Schuler. Kandidat Petznik erhielt 47 Stimmen – und Schuler 88. Auch der ging nicht ans Telefon – es wirkte wie eine abgestimmte Aktion.

Damit muss demnächst eine weitere außerordentliche Versammlung abgehalten werden – und die Burladinger Feuerwehr bleibt bis dahin – oder noch länger – ohne Gesamtkommandant.

"Alles ein Kindergarten"

Die Wahlergebnisse wurden jeweils von einer Mehrheit im Killemer Bürgersaal kräftig beklatscht. Vereinzelt war aber auch Frust zu hören: Nach der Wahl Pilics sagte ein Wehrmann, das beste wäre, jetzt aufzustehen und zu gehen – das sei doch "alles ein Kindergarten".