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- Abschrift - Geschaftsnummer: Verkandet am 70.28/14 19. Dezember 2014. Sn Kaffen, JOSin aK als Uturdsbeartn der Geschaitsstelle Landgericht Mannheim 7. Zivilkammer Im Namen des Volkes Urteil Im Rechtsstreit Vringo Germany GmbH vertreten durch d. Geschaftsfuhrer Alexander R. Berger, Andrew D. Perlman KlopstockstraRe 5, 65187 Wiesbaden - Klagerin - Prozessbevollmachtigte: Rechtsanwélte Reimann u. Koll., Dusseldorf, Gerichts-Fach 21 (3279-12) gegen 1. ZTE Corporation vertreten durch d. Vorstandsvorsitzenden Hou Weigui No. 55 Hi-tech Road South,, 518057 Shenzhen/ Volksrepublik China 2. ZTE Deutschland GmbH vertreten durch d. Geschaftsfiihrer Quiyang Li Am Seestern 18, 40547 Dusseldort - Beklagte - Prozessbevollmachtigte zu 1 und 2: Rechtsanwailte Olswang Germany LLP u. Koll., Rosental 4, 80331 Munchen wegen Patentverletzung hat die 7. Zivilkammer des Landgerichts Mannheim auf die mundliche Verhandlung vom 21. November 2014 unter Mitwirkung von Vors. Richter am Landgericht VoR Richterin am Landgericht Durban Richter am Landgericht Lembach far Recht —erkannt: 1. Die Beklagten werden verurteilt, durch ihren jeweiligen gesetzlichen Vertreter vor dem zustandigen Amtsgericht an Eides statt zu versichern, dass sie die Auskiinf- te gem&& den Schreiben durch ihre Prozessbevollmachtigten vom 23. Januar 2014 und vom 10. Februar 2014 (Anlagen ROKH 3, ROKH 5) so vollstandig und richtig erteilt haben, wie sie dazu im Stande sind. 2, Die Beklagten werden verurteilt, durch ihren jeweiligen gesetzlichen Vertreter vor dem zustaindigen Amtsgericht an Eides statt zu versichern, dass sie die Ausktnf- te gem den Schreiben durch ihre Prozessbevollmachtigten vom 24. April 2014 und vom 5. Juni 2014 (Anlagen K 9, K 14) so vollstandig und richtig erteilt haben, wie sie dazu im Stande sind 3. Die Beklagten tragen die Kosten des Rechtsstreits. 4. Das Urteil ist in Ziffer 1 und 2 gegen Sicherheitsleistung in Héhe von 50.000 € und in Ziffer 3 gegen Sicherheitsleistung in Hohe von 120% des jeweils zu voll- streckenden Betrages vorlaufig vollstreckbar. -3- TATBESTAND Die Beklagten sind vorldufig vollstreckbar verurteilt, Auskunft Uber Angebot und in- lndischen Vertrieb von Netzwerkvorrichtungen fir digitale zellulare Mobilfunknetz- werke (Basisstationen) zu erteilen, die eine Time Switched Transmit Diversity Uber- tragung (TSTD) nach dem UMTS-Mobilfunkstandard 3G TS 25.211 3.2.0 zur Ver- fligung stellen (Urteil des Landgerichts Mannheim vom 17. Dezember 2013 — 20 41/13). Der Standard sieht fur Basisstationen eine TSTD unter Verwendung von zwei Antennen als Option vor. Mit Schreiben vom 23. Januar 2014 (Anlage ROKH 3) haben die Beklagten dahin- gehend Auskunft erteilt, sie haitten ,keine SDR-Basisstationen verkauft oder gelie- fert, die eine Diversity Ubertragung nach dem Standard 3G TS 25.211 V3.2.0 er- méglichen bzw. zur Verfiigung stellen." Keine der in Deutschland verkauften oder ins Inland gelieferten SDR-Basisstationen kénne dafir verwendet werden, eine Diversity Ubertragung nach den Vorgaben des Standards durchzufuhren. Allerdings sei weltweit in Produkt- und Merkmalsbeschreibungen auf eine optional integrierba- re TSTD hingewiesen worden. Entsprechende Produktbeschreibungen seien in Deutschland E-Plus, der Deutschen Telekom und Telefonica (02) Germany zur Verfuigung gestellt worden. Mit Schreiben vom 10. Februar 2014 (Anlage ROKH 5) und 25. April 2014 (Anlage K 9) haben die Beklagten die Nullauskunft hinsichtlich der Vertriebshandlungen bekraftigt und erklart, dass die Angaben auch flir den Zeit- raum bis zum 25. April 2014 gelten. Mit Schreiben vom 5. Juni 2014 (Anlage K 14) haben die Beklagten erklart, dass auch die vom niederlandischen Zoll beschlag- nahmten Gerdte ,weder in der derzeitigen Konfiguration noch in der finalen kun- denspezifischen Konfiguration" eine standardgema&e TSTD-Ubertragung zur Ver- faigung stellten Die Klagerin sieht Grund zu der Annahme, dass diese Auskiinfte auf mangelnder Sorgfalt beruhen und beantragt, wie erkannt. Die Beklagten beantragen, die Klage abzuweisen. Sie verteidigen die erteilte Nullauskunft als zutreffend und wenden sich gegen die Stichhaltigkeit der von den Kiagerin far ihre Zweifel ins Feld gefthrten Verdachts- momente. Sie macht ferner geltend, insbesondere dem Vorstandsvorsitzenden der Beklagten zu 1 sei es nicht zumutbar, wegen der Angabe der eidesstattlichen Ver- sicherung nach Deutschland zu reisen Wegen der weitergehenden Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die zwi- schen den Parteivertretern gewechselten Schriftsatze nebst Anlagen Bezug ge- nommen ENTSCHEIDUNGSGRUNDE Die zulassige Klage ist begrlindet. 1 Der Glaubiger kann nach §§ 259, 260 BGB die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung verlangen, wenn Grund zu der Annahme besteht, dass die Aus- kunft nicht mit der erforderlichen Sorgfalt erteilt worden ist und die Angelegen- heit nicht von geringer Bedeutung ist. Dabei missen die Unvollstandigkeit der Rechnungslegung und die mangelnde Sorgfalt nicht feststehen. § 259 Abs. 2 BGB setzt vielmehr nur den dahingehenden auf Tatsachen gegrtindeten Ver- dacht voraus. Ein entsprechender Verdachtsmoment kann sich dabei aus der Rechnungslegung selbst, aber auch aus den Gesamtumstanden der Rech- nungslegung ergeben (MaKo.BGB/Kriiger, 6. Aufl., § 259, Rn. 38 f; Staudin- ger/Bittner, BGB, Neubearbeitung 2014, § 259, Rn. 33 ff, jeweils mwN). Einge- denk des Umstands, dass der Antrag auf Abgabe der eidesstattlichen Versiche- tung das einzige Mittel des Glaubigers zur Sicherstellung der Richtigkeit und Vollstandigkeit der Auskunft ist (BVerfG, Stattgebender Kammerbeschluss vom 28. Oktober 2010 — 2 BvR 535/10, BVerfGK 18, 144 Rn. 15; OLG Dusseldorf, -5- Beschluss vom 8. September 2011 - 2 W 26/11, GRUR-RR 2012, 406 Rn. 4 — Nullauskunft; Palandt/Gruneberg, BGB, 73. Aufl., § 259, Rn. 12) und der Glau- biger auf eine wahrheitsgemaBe Selbstauskunft des Schuldners angewiesen ist, um seinen Anspruch durchsetzen zu kénnen, dlirfen die Anforderungen an den Verdachtsgrund im Hinblick auf das Gebot der Gewahrleistung effektiven Rechtsschutzes nicht Uberspannt werden (vgl. BVerfG, aaO Rn. 20 f) Nach diesen Mafstaben besteht hier nach den Gesamtumstanden ausreichend Grund zu der Annahme, dass die Nullauskunft nicht mit der erforderlichen Sorg- falt erteilt worden ist. Die Beklagten liefern unstreitig UMTS-fahige SDR-Basisstationen ins Inland. Ferer steht auBer Streit, dass die Beklagten. gegendber inlandischen Interes- senten patentgemaBe Basisstationen mit standardgema@er _Diversity- Ubertragungsfunktion angeboten haben. Dies lasst darauf schlieBen, dass im Inland eine Nachfrage nach solchen Basisstationen besteht. Im Erkenntnisver- fahren vor der 2. Zivilkammer war unstreitig, dass die Abnehmer von Basisstati- onen die bestmégliche Ubertragungsqualitat anstreben und deshalb die Diversi- ty-Ubertragung einsetzen méchten (Urteil vom 17. Dezember 2013 - 2 0 41/13, Seite 36). Uberdies haben die Beklagten trotz entsprechenden gerichtlichen Hinweises (aaO, Seite 16) im Erkenntnisverfahren eine Lieferung patentgema- Ber Basisstationen ins Inland und insbesondere nach Baden-Wirttemberg nicht mit Substanz bestritten. Dies hat zur Annahme der értlichen Zustandigkeit des Landgerichts Mannheim und in der Folge zur Verurteilung wegen mittelbarer Patentverletzung aufgrund der als zugestanden behandelten Lieferung gefihrt (a0, Seite 19, 26) Nach Grenzbeschlagnahme von fiir die Lieferung nach Deutschland bestimmten SDR-Basisstationen durch den niederlindischen Zoll haben die niederlindi- schen Vertreter der Beklagten den gegen die Beschlagnahme gerichteten An- trag auf einstweilige Verfigung zunéichst mit der Begrindung zuriickgenom- men, dass die Klagerin nunmehr die Sicherheit fur die vorlaufige Vollstreckung des Unterlassungstitels hinterlegt habe und es deshalb nicht mehr von Nutzen sei, die Aufhebung der Beschlagnahme zu erreichen, um die Gegenstande nach Deutschland zu liefern (Anlagen K 15a, 15b), Durch dieses Schreiben konnte bei der Klagerin der Eindruck entstehen, dass es sich um patentgemaf ausge- staltete Basisstationen handelt, anderfalls ware der zwischen der Aufhebung der Zollbeschlagnahme und der vorlaufigen Vollstreckung des Unterlassungs- gebots hergestellte Zusammenhang nicht verstandlich. Zwar haben die Beklag- ten das Verfahren alsbald bei einem anderen, nach ihrer Darstellung fur patent- rechtliche Fragestellungen besser geeigneten niederlandischen Gericht wieder anhangig gemacht, eine nachvollziehbare, den Verdacht einer patentgemagen Lieferung zerstreuende Erklarung, wie es zu der Begriindung fiir die Riicknah- me gekommen ist, haben sie jedoch nicht anzugeben vermocht. Im Ubrigen ha- ben die Beklagten im erstinstanzlichen einstweiligen Verfahren nach Ansicht des Gerichts in Den Haag nicht hinreichend glaubhaft machen kénnen, dass die beschlagnahmten Basisstationen die patentgemé&e TSTD-Funktionalitat nicht aufweisen (Anlage K 16). Bei der gebotenen Gesamtwirdigung dieser Umstande besteht ausreichend Grund zu der Annahme, dass die Nullauskunft nicht mit der erforderlichen Sorg- falt erteilt worden ist Die von der E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG vorgelegte schriftiiche Bestatigung gegendber den Beklagten, die ,E-Plus Gruppe" in Deutschland habe von den Beklagten lediglich Basisstationen ohne TSTD- Funktionalitat bezogen (Anlage B 3), andert daran nichts. Zum einen ist die Er- klarung prozessual ohne Beweiswert und mangels jeglicher Sanktionierung nicht geeignet, das berechtigte Sicherstellungsinteresse der Klagerin zu befrie- digen. Zum anderen bestehen im Hinblick auf die im niederlandischen Grenz- beschlagnahmeverfahren gewonnenen Erkenntnisse inhaltliche Zweifel an der E-Plus-Erklarung. Denn die fur eine zur E-Plus-Gruppe gehérende Gesellschaft bestimmten Gerate weisen, anders als in der Bestatigung nach Anlage B 3 noch fur frahere Lieferungen behauptet, nicht nur eine sondern zwei Antennen auf und sind daher unter diesem Gesichtspunkt prinzipiell fur TSTD vorbereitet. Das Privatgutachten Cooper (Aniage B 5) ist zur nachhaltigen Ausraumung der aufgezeigten Verdachtsmomente schon deshalb nicht geeignet, weil nicht be- wiesen ist, dass sdmtliche Basisstationen mit der von Cooper untersuchten, ei- ne TSTD-Funktionalitét offenbar nicht erméglichenden Software ausgestattet -7- sind. Dies ist vielmehr die Frage, die durch Auskunft und eidesstattliche Versi- cherung beantwortet werden soll. Schon im Erkenntnisverfahren haben sich die Beklagten darauf berufen, dass die Diversity Ubertragung ohne Hardware- Anderung durch eine Anderung der Software unterbunden werden kann. Das Cooper-Gutachten kann nur bestatigen, dass den Beklagten diese Moglichkeit und eine entsprechende Software zur Verfigung steht, nicht jedoch, dass hier- von bei allen inlandischen Lieferungen Gebrauch gemacht wurde. 3. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der Angelegenheit ist die Verurtei- lung zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung nicht unverhaltnismavig Dies gilt auch flr den Vorstandsvorsitzenden der Beklagten zu 1. Selbst wenn man davon ausgeht, dass er sich zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung nach Deutschland begeben muss, rechtfertigt dies keine abweichende Beurtei- lung. Denn diese Verpflichtung ist letztlich die Folge der internationalen wirt- schaftlichen Betatigung der Beklagten zu 1 und der in Deutschland begangenen Patentverletzung. 4, Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus §§ 91, 709 ZPO. VoB Durban Lembach Vors. Richter am Richterin am Landgericht Richter am Landgericht Landgericht

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