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Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Forschungsbereich Team- und Wissensmanagement

Prof. Dr. Peter Pawlowsky

Krisenmanagement: Führung und Teams

Extreme Situationen wie bei Großschadenslagen (z.B. Terroranschläge oder Verkehrsunfälle) erfordern eine hohe Reaktions- und Handlungsfähigkeit aller beteiligten Akteure. Wie kann die Leistungsfähigkeit und Handlungssicherheit von Notfallteams verbessert werden? Traditionell werden Einsatzteams (Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei) mittels hierarchischer command-control-chain Ansätze organisiert und geführt. Bei steigender Komplexität und Dynamik von Einsatzlagen und beteiligten Einsatzteams kommen dieses Prinzipien schnell an ihre Grenzen, da sie die Selbstorganisationskompetenzen nicht hinreichend einbeziehen können.

 

Daraus ergeben sich eine Reihe von Forschungsfragen: Wie kann die Anpassungsfähigkeit von Multi-Akteuren mit divergierenden Zielen, Interessen, Werten, Kulturen und strategischem Verhalten in Extremsettings (Zeitdruck, Dynamik, Komplexität, Eingebundenheit, Vernetztheit und Abhängigkeit von Systemen) gemanagt werden? In kritischen und unvorhersehbaren Situationen können starre Routinen sowie Standard Operating Procedures (SOPs) an ihre Grenzen stoßen, da extreme (Groß)Schadenslagen nicht nach a priori definierbaren Mustern ablaufen und ein gewisses Maß an Flexibilität aller Akteure erfordern. Welche Bedeutung haben hier neue Führungskonzepte, um den Trade off zwischen Stabilität und Flexibilität zu managen? Wie gelingt es, diverse Teams aus unterschiedlichen Organisationen, zur gemeinsamen Strategie- und Zielerreichung zu koordinieren? Welche strukturellen Merkmale und welche Interaktionsprozesse sind wie zu gestalten, um die gemeinsamen Strategien und Ziele erfolgreich zu erreichen? Welche (neuen) Methoden, technischen Möglichkeiten und Messinstrumente sind hierzu erforderlich, um die Effektivität und Effizienz zu analysieren?

Krisenmanagement

Quelle: https://pixabay.com/de/feuerwehr-training-leben-feuer-696167

In Kooperation mit Einsatzorganisationen aus Sachsen und Brandenburg werden organisationsübergreifende Realübungen wissenschaftlich begleitet, um Führungs- und Teaminteraktionsprozesse empirisch mit einem Mixed-Method-Ansatz zu untersuchen.

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Lernen aus Einsätzen und Übungen im Rahmen von Großschadensereignissen

Kritische und unvorhergesehene Ereignisse ereignen sich in unserer dynamischen und komplexen Umwelt immer häufiger. Während klassische Notfälle mit den regulären Ressourcen des Rettungsdienstes bewältigt werden können, bedarf die Bewältigung bspw. von Großschadenslagen und Massenanfällen von Verletzten (MANV) der engen Zusammenarbeit von verschiedensten Akteursgruppen (z. B. Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, Anlagenbetreiber sog. Kritischer Infrastrukturen, Versorgungsunternehmen). Aufgrund der besonders erschwerten Bedingungen kritischer Einsatzlagen (z. B. hoher Zeit- und Entscheidungsdruck, hohe Eigengefahr, verschiedene Strukturen und Prozesse) ist die Kooperation dieser Akteure oftmals von Kommunikations- und Führungsproblemen gekennzeichnet. Um die kollektive Leistungsfähigkeit von Einsatzorganisationen und Behörden jedoch aufrechtzuerhalten und langfristig zu verbessern, erscheinen gemeinsame Einsatztrainings unerlässlich.

Während Simulatorsysteme und Simulationstrainings zur Schulung fachlicher und nicht-fachlicher Kompetenzen mittlerweile einen festen Bestandteil der Aus- und Weiterbildung vor allem in der zivilen Luftfahrt und in der Medizin darstellen, finden derartige Trainingsmöglichkeiten zunehmend Einsatz im Bereich des Katastrophenschutzes. Dennoch mangelt es hierzu bislang an praktischen Erfahrungen sowie an Forschungsarbeiten, die sich primär mit den Lernergebnissen auf der akteursgruppenübergreifenden Ebene befassen.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich für die Notfall-, Katastrophen- und Hochverlässlichkeitsforschungen folgende Fragen: Welche Probleme kennzeichnen die Kooperation von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben in kritischen Einsatzlagen? Wie lernen Akteure des Katastrophenschutzes gemeinsam aus kritischen Einsatzlagen? Tragen Simulationstrainings tatsächlich zum gemeinsamen Lernen von Akteuren des Katastrophenschutzes bei?

In Kooperation mit Einsatzorganisationen und Behörden in Sachsen und Brandenburg werden organisationsübergreifende Katastrophenschutzübungen wissenschaftlich begleitet, um die gemeinsamen Lernprozesse im Nachgang von Einsatztrainings empirisch zu untersuchen. Ziel ist eine bessere Nutzung von Lernchancen im Rahmen von Großübungen.

Großschadensereignisse

Quelle: Eigenes Fotomaterial

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Wissensmanagement und Kompetenzen in der digitalen Transformation

Die zunehmende Digitalisierung stellt Unternehmen vor immer neue Herausforderungen, die auch als vierte industrielle Revolution umschrieben werden. In kürzester Zeit verändern sich die Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns: Neue Märkte entstehen, Branchen werden verdrängt, reale und virtuelle Welten verschmelzen. Die Gewinner der Entwicklung sind Firmen, deren Wertschöpfung auf diesen neuen Möglichkeiten basieren, wie beispielsweise Google, Amazon und Facebook. Doch wie gelingt es Unternehmern traditioneller Betriebe ihre Geschäftsmodelle digital zu transformieren und so die Überlebensfähigkeit ihrer Firma sicherzustellen?

 

Fragen die hier im Vordergrund der Projektarbeit stehen sind: Wie sieht die digitale Transformation traditioneller Geschäftsmodelle aus? Wie gelingt KMU (Klein- und mittelständischen Unternehmen) dieser Wandel? Welche Auswirkungen haben Digitalisierungsprozesse auf die Führung? Was ist unter digitaler Unternehmenskultur zu verstehen?

 

Zur Analyse der gegenwärtigen digitalen Transformation in Traditionsunternehmen führen wir qualitative Tiefeninterviews durch. Die Ergebnisse werden in Fokusgruppen und mit verschiedenen Experten aus der Praxis diskutiert und in eine Best-Case-Study überführt. Die Resultate dienen als Grundlage für einen Kulturvergleich zwischen ingenieurgeprägten KMU und den "born digitals". Daraus lassen sich SchlÃŒsseldimensionen ableiten, die in einer quantitativen Unternehmensbefragung validiert werden. Ziel ist die Entwicklung konkreter Handlungsimplikationen für kleine und mittelständische Unternehmen.

Digitale Transformation

Quelle: https://pixabay.com/de/illustrations/bin%C3%A4r-code-mann-gesicht-platine-1327503

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Hocheistungsmanagement

Seit gut fünfzehn Jahren beschäftigen wir uns, zusammen mit unterschiedlichen Forscherteams mit dem Thema Hochleistung, wobei sowohl die Faszination und das Interesse an besonderer Leistung, als auch an den Entstehungsbedingungen dieser Leistung im Vordergrund steht. Im Rahmen unserer Untersuchungen konnten wir signifikante Gemeinsamkeiten zwischen völig unterschiedlichen Teams feststellen. Diese Prinzipien von Hochleistungsteams lassen sich anhand von 6 Faktoren beschreiben:

Hochleistungsmanagement

Quelle: Eigene Darstellung

Hochleister sind die Besten einer Vergleichsgruppe. Es sind Teams und Organisationen, die aus unterschiedlichen Perspektiven und nach verschiedenen Bewertungsmaßstäben betrachtet, verglichen mit änlichen Gruppen im selben Setting besonders leistungsfähig sind. In unserer langjährigen Forschung haben wir ein sehr breites Spektrum exzellenter Leistungserbringer in sehr unterschiedlichen Feldern analysiert, unter anderem Sterneköche, Segler, Symphonieorchester, Motorsportler, Rettungskräfte, Teams in der zivilen und militärischen Luftfahrt, Sondereinsatzkommandos der Polizei und industrielle Instandhaltungsteams, die besondere Anforderungen erüllen müssen. Wir haben also herausragende Leistungsträger in möglichst unterschiedlichen Feldern identifiziert und mit Hilfe eines Multi-Methoden-Ansatzes untersucht: Die Erhebungen basieren sowohl auf ausführlichen qualitativen Interviews mit Mitgliedern der Hochleistungsteams als auch auf fragebogengestützten, quantitativ orientierten Untersuchungen sowie auf teilnehmenden Beobachtungen und Videoanalysen. In all diesen Analysen gingen wir der Frage nach, wie diese Exzellenz entsteht und ob es möglicherweise Muster gibt, die über die unabhängigen Handlungsfelder hinweg als Gemeinsamkeiten des Hochleistungshandelns zu erkennen sind. Derzeit beschäftigen wir uns mit einem Transfer dieser Teammanagementansätze in die betriebliche Praxis.

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Wissensmanagement in virtuellen Teams

Aufgrund steigender Digitalisierungs- und Internationalisierungstendenzen nimmt die Bedeutung virtueller Arbeitsformen zu. Besonders in wissensintensiven und hoch dynamischen Branchen setzen Unternehmen vermehrt virtuelle Teams ein, um schneller auf MarktverÀnderungen reagieren und über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg tätig sein zu können. Gleichzeitig erhöhen virtuelle Arbeitsformen die Flexibilität und Autonomie der Arbeitnehmer, da diese unabhängig vom Arbeitsort ihre Arbeit organisieren können. Allerdings ist die räumlich getrennte Zusammenarbeit mit besonderen Herausforderungen verbunden: Die physische Distanz der Teammitglieder erschwert den Transfer und das Generieren neuen Wissens. In der Praxis steht bislang die technische Entwicklung und Optimierung digitaler Informationssysteme im Vordergrund, während Fragen nach der Arbeitsorganisation und gemeinsamen Nutzung dieser Tools vernachlässigt werden. Erforderlich sind innovative Arbeitskonzepte und -ansätze, die Teams unterstützen, die Technik effizient einzusetzen und Barrieren des Wissenstransfers zu überwinden. Insbesondere muss die Schnittstelle zwischen Mensch-Technik sowie die Organisation und Ausgestaltung der Zusammenarbeit in virtuellen Teams gestaltet werden, um die Arbeitsorganisation und den Aufbau eines effizienten kollektiven Wissenssystems in virtuellen Teams zu unterstützen. Hierfür sind verschiedene Komponenten und Disziplinen (Mensch, Technik, Information und Arbeitsorganisation) zu berücksichtigen und in einen ganzheitlichen Ansatz zu integrieren. Neben der (informations-) technischen Komponente (virtuelle Tools/Software) sind die personenbezogene (z. B. sozial-interaktive Prozesse) und die arbeitsorganisatorische Komponente (z. B. formale und informelle Regeln für die Techniknutzung, Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit im Team) einzubeziehen. An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben an.

 

Es wird untersucht, wie der digitale Wissenstransfer und die Wissensgenerierung in virtuellen Teams effizient gestaltet werden können. Ziel sind die Entwicklung und praktische Erprobung einer neuartigen arbeits-, organisations- und informationswissenschaftlichen Methode als prototypische virtuelle Arbeitsweise, die den Aufbau, Transfer und die Vernetzung von Wissen in der virtuellen Zusammenarbeit unterstützt. Dabei gilt es im Besonderen zu überprüfen, inwieweit fachübergreifende Ansätze wie Virtual Reality, künstliche Intelligenz oder Deep Learning eine höhere Qualitätsstufe der virtuellen Zusammenarbeit ermöglichen.

Virtuelle Teams

Quelle: AdobeStock

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Wissensmanagement in Arztpraxen

Gute Entscheidungen in der medizinischen Versorgung sind in hohem Maße von der Ressource Wissen abhängig. Dennoch spielt das aktive und zielgerichtete Wissensmanagement in der Gesundheitsbranche bisher eine untergeordnete Rolle. Insbesondere im Bereich der ambulanten Gesundheitsversorgung (niedergelassene Ärzte) mangelt es an theoretisch fundierten und praxisorientierten Konzepten und Maßnahmen für ein effektives Management wissensintensiver Prozesse, zum Beispiel für die Identifizierung aktuellen medizinischen Fachwissens (Stichwort: Evidenzbasierte Medizin) und für den Wissensaustausch zwischen Ärzten, Schwestern und Patienten.

 

In einer ersten Phase des Forschungsprojekts wurde auf der Grundlage von umfangreichen Leitfadeninterviews mit Experten im Gesundheitssystem, Ärzten und Praxispersonal ein Prozessmodell für ein idealtypisches (prototypisches) Wissensmanagement in Arztpraxen entwickelt. In einer zweiten Phase sollen ein App zum Quick-Check und konkrete Maßnahmen für die Optimierung wissensintensiver Prozesse in diesem Bereich abgeleitet werden. Dafür werden die typischen Prozessabläufe in Arztpraxen analysiert und mit Wissensbedarf, Wissensentstehung, Wissensnutzung und Wissensaustausch hinterlegt. Darüber hinaus sollen die Auswirkungen von Wissensmanagement auf den Erfolg von Arztpraxen beleuchtet werden.

Arztpraxen

Quelle: AdobeStock

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