Lady Di, die «Königin der Herzen», starb am 31. August 1997 in einem Strassentunnel in Paris. Aufdringliche Papparazzi, ein betrunkener Fahrer und keine Sicherheitsgurte – diese Kombination war tödlich. Mit der 36-jährigen Diana starben ihr Freund Dodi Al-Fayed und Henri Paul, der Chauffeur. Dodis Bodyguard Trevor Rees-Jones überlebte schwer verletzt.
Die Popularität der Princess of Wales, die vor ihrem frühen Tod ohnehin schon die meistfotografierte Frau der Welt gewesen war, stieg nach dem tödlichen Unfall in unglaubliche Höhen. Und wie immer in solchen Fällen wucherten auch bald die ersten Verschwörungstheorien.
Die Ermittlungen der französischen Behörden unmittelbar nach dem Unfall wurden von einer Untersuchung der britischen Metropolitan Police ergänzt, die 2004 begann und beinahe drei Jahre dauerte. Diese sogenannte Operation Paget befasste sich speziell mit diversen Verschwörungstheorien, die im Zusammenhang mit dem Unfall kursierten. Der Bericht wurde 2006 veröffentlicht. Weder die Franzosen noch die Briten fanden irgendwelche Beweise dafür, dass Diana und ihr Freund einem Komplott zum Opfer gefallen waren.
Die Princess of Wales und Dodi Al-Fayed hatten das Hotel Ritz – das Dodis Vater Mohamed Al-Fayed gehört – 20 Minuten nach Mitternacht verlassen, um sich in ein Appartement in der Rue Arsène Houssaye zu begeben. Der schwarze Mercedes S280, in dem sie sassen, wurde vom stellvertretenden Sicherheitschef des Ritz, Henri Paul, gesteuert. Auf dem Vordersitz sass Dodis Bodyguard Trevor Rees-Jones.
Der Wagen fuhr mit hoher Geschwindigkeit, um mehrere Paparazzi abzuschütteln, die das prominente Paar auf Motorrädern verfolgten. Im Pont-de-l'Alma-Strassentunnel touchierte der Mercedes zuerst die rechte Tunnelwand und kollidierte danach frontal mit einem Mittelpfeiler. Paul und Al-Fayed waren auf der Stelle tot, Rees-Jones überlebte mit schweren Kopfverletzungen. Diana lebte noch, starb aber um 4 Uhr an inneren Verletzungen.
Henri Paul hatte gemäss Obduktionsbericht einen Blutalkoholgehalt von 1,8 Promille; zudem stand er unter dem Einfluss von Antidepressiva und weiteren Medikamenten. Zeugen, die ihn kurz vor der Fahrt im Hotel Ritz sahen, beschrieben ihn als angetrunken, andere dagegen als unauffällig. Sowohl Dodis Vater Mohamed Al-Fayed wie die Familie von Paul bezweifeln das Ergebnis der Autopsie. Pauls Angehörige brachten vor, die Blutproben seien vertauscht worden, blieben aber jeden Beweis für diese Behauptung schuldig.
Der erste, der die offizielle Version anzweifelte, war Mohamed Al-Fayed. Der schwerreiche ägyptische Geschäftsmann mit Wohnsitz in Grossbritannien behauptete, der Unfall sei geplant gewesen. Dahinter stecke das Königshaus, das den Auftrag dazu erteilt habe. «Mein Sohn wurde abgeschlachtet», klagte Al-Fayed mehrmals öffentlich.
Die Royals hätten nicht akzeptiert, dass Diana mit einem arabischen Muslim liiert war und diesen bald geheiratet hätte: «Die Ehe mit einem Muslim sollte verhindert werden.» Nicht genug damit: Diana sei zudem von Dodi schwanger gewesen. Das hätte bedeutet, dass Dianas Sohn William – der dereinst König werden soll – einen muslimischen Stiefvater und ein muslimisches Geschwisterchen bekommen hätte.
Aus diesen Gründen habe das Königshaus beschlossen, das lästige Problem aus dem Weg räumen zu lassen. Auch andere Motive werden gern genannt, zum Beispiel die Pläne von Dianas Ex-Mann Prinz Charles, endlich seine Geliebte Camilla Parker-Bowles zu heiraten.
Dieser Theorie gibt ein Brief Nahrung, der von Diana selbst geschrieben wurde und den sie angeblich einige Monate vor ihrem Tod versiegelt ihrem Butler Paul Burrell übergeben hat. Darin schreibe sie: «Dieser Abschnitt meines Lebens ist einer der gefährlichsten für mich. Mein Ehemann plant ‹einen Unfall› mit meinem Wagen. Versagen der Bremsen und schwere Kopfverletzungen, um den Weg frei zu machen für seine Heirat.»
Sicher ist allerdings, dass Diana gemäss Obduktionsbericht nicht schwanger war. Sie kannte Dodi zudem noch nicht sehr lange. Auch war ihr Verhältnis zum Königshaus möglicherweise nicht derart zerrüttet, wie häufig angenommen wird. Der Buckingham-Palast legte vor fast zehn Jahren Auszüge aus einem Briefwechsel zwischen Diana und ihrem damaligen Schwiegervater Prinz Philipp vor, in denen beide einen herzlichen Ton anschlagen.
Auch wer glaubt, das Königshaus stecke hinter Dianas Ableben, nimmt kaum an, dass die Royals dabei selber Hand anlegten – damit hätten sie nämlich den Geheimdienst Secret Intelligence Service (MI6) beauftragt. Diese Theorie stützt sich unter anderem auf Aussagen des ehemaligen MI6-Agenten Richard Tomlinson, der behauptete, der MI6 habe Diana in der Zeit vor ihrem Tod überwacht und der Fahrer, Henri Paul, sei einer seiner Agenten gewesen.
Tomlinson, der allerdings schon wegen Geheimnisverrats im Gefängnis sass, sagte zudem aus, er habe in seiner Dienstzeit Pläne für ein Attentat auf den damaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu Gesicht bekommen, die ihn an den Unfallhergang im Pont-de-l'Alma-Strassentunnel erinnerten. Milosevic sollte in einem Tunnel bei einem Autounfall sterben, der durch ein starkes, blendendes Licht verursacht würde.
Das blendende Licht könnte von einem weissen Fiat Uno stammen, glauben viele, die von einem Komplott ausgehen. Der mysteriöse Wagen wurde nie gefunden, hinterliess aber weisse Farbpartikel auf dem Unfallwagen. Andere verwerfen die Blendungstheorie, nehmen aber an, der Fiat habe den Mercedes absichtlich zu einem brüsken Bremsmanöver gezwungen.
Zeugenaussagen vom Unfallort stützen diese Theorien jedoch nicht. Und die britische Polizei, die im Rahmen der Operation Paget Zugriff auf die Geheimdienstarchive erhielt, fand dort keine Unterlagen für solche Mordkomplotte.
Der Kreis der Verdächtigen erweiterte sich 2013 aufgrund der Aussage eines ehemaligen Soldaten der britischen Spezialeinheit Special Air Service (SAS). Der Mann hatte seinen Schwiegereltern erzählt, seine Einheit sei daran beteiligt gewesen, Dianas Tod zu «arrangieren» und die wahren Hintergründe zu «vertuschen». Die Schwiegereltern des Ex-Soldaten wandten sich darauf an die Behörden.
Scotland Yard prüfte die Hinweise und kam nach Sichtung von SAS-Unterlagen zum Schluss, es gebe «keine glaubwürdigen Beweise» für eine Verwicklung der Spezialeinheit in den Unfalltod der Princess of Wales. Mohamed Al-Fayed nannte das Ergebnis der Untersuchung «die letzte Schönfärberei in einer seit 16 Jahren währenden Vertuschungsaktion».
Lady Di setzte sich engagiert für ein weltweites Verbot von Landminen ein. Sie umarmte 1997 vor den Kameras verstümmelte Kinder in Angola und besuchte noch wenige Wochen vor ihrem Tod Minenopfer in Bosnien. Als Aushängeschild der Anti-Minen-Kampagnen dürfte sie den Minenproduzenten ein Dorn im Auge gewesen sein. Kurz vor ihrem Tod soll sie geplant haben, die angebliche Lieferung von Landminen durch die britische Rüstungsindustrie in Krisengebiete anzuprangern.
Dementsprechend gibt es die Theorie, hinter dem tödlichen Unfall in Paris stecke die Landminen-Lobby. Ausser dem stets griffbereiten Cui bono? (Latein für «Wem zum Vorteil?») gibt es jedoch keine Indizien, die für ein Mordkomplott dieser Kreise sprechen. Und Beweise schon gar nicht.
Eine weitere Theorie, die sich einzig auf das Cui bono? stützt: Schuld am Tod der populären Prominenten ist natürlich jenes Gewerbe, das am meisten von ihrem Ableben profitiert hat: die Blumenindustrie. Der Realitätsgehalt dieser Verschwörungstheorie tendiert gegen Null.
Es war alles ganz anders: Diana hat uns alle an der Nase herumgeführt. Wie Elvis oder der 1971 verstorbene «Doors»-Sänger Jim Morrison – da glaubt auch so mancher, die hätten ihren eigenen Tod vorgetäuscht. Das Motiv: Die von Papparazzi Gejagte wollte endlich ein Leben in Anonymität führen können – in Ruhe gelassen von Regenbogenpresse und Royals. Einige glauben sogar, das Königshaus sei in diese Pläne involviert gewesen: Die Windsors hätten die Inszenierung unterstützt, um die unbequeme Diana damit diskret loszuwerden.
Die Inszenierungs-Theorie hat zwei mögliche Verläufe: In der einen Version ging etwas schief und Diana starb tatsächlich. In der anderen hat sie mit Dodi tatsächlich ein neues Leben aufgebaut, das sie nun unerkannt und an einem unbekannten Ort geniesst. Und sich jetzt, wo 20 Jahre danach wieder alle ihres Todes gedenken, ins Fäustchen lacht.