Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Watch 3" ist wieder im Mittelmeer unterwegs, um in Seenot geratene Menschen zu retten. "Nach über 3 Monaten im Hafen von Messina sind wir endlich wieder unterwegs in die Such- und Rettungszone nördlich der libyschen Küste, wo wir dringend gebraucht werden", schrieb die Organisation Sea-Watch auf Twitter. Das Schiff hatte zuletzt bei einer Fahrt Ende Februar fast 200 Menschen aufgenommen und in den Hafen von Messina gebracht. Wegen der Coronavirus-Pandemie mussten Besatzung sowie Migrantinnen und Migranten vorübergehend in Quarantäne.

Zugleich meldete die Regierung in Malta, dass mehr als 400 Migranten und Migrantinnen in den Hafen einlaufen dürfen, nachdem diese teils wochenlang auf kleinen Quarantäneschiffen ausharren mussten. Als Erstes lief die ursprünglich als Touristenboot genutzte "Europa II" in einen Hafen nahe Valletta ein, wie die Zeitung Times of Malta am Sonntag berichtete. Das Schiff sei von zwei Patrouillenbooten begleitet worden.

Italien und Malta hatten zu Beginn der Pandemie erklärt, die Häfen für Rettungsschiffe zu sperren. Man könne nicht mehr als "sicherer Hafen" zur Verfügung stehen. Allerdings kommen weiter viele Menschen in kleinen Booten an den Küsten an, die in Libyen und Tunesien starten. Hunderte Migrantinnen und Migranten wurden auf Quarantäneschiffe vor die Küste gebracht.

Malta wirft EU-Staaten mangelnde Solidarität vor

Die maltesische Regierung warf den anderen EU-Staaten mangelnde Solidarität vor. "Die Regierung ist nicht gewillt, das Leben sowohl der Migranten als auch der Besatzung zu gefährden, angesichts der Tatsache, dass die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei der Übernahme keine Solidarität zeigen", hieß es in der Mitteilung vom späten Samstag. "Kein europäisches Land will diese Migranten aufnehmen, obwohl von Solidarität die Rede war", schrieb die Regierung.  

Hilfsorganisationen und die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, hatten das Vorgehen Maltas zuvor scharf kritisiert. Sie forderten, die Menschen von den Quarantäneschiffen endlich an Land zu lassen. Die Regierung erklärte, es liefen weiterhin "intensive Verhandlungen mit anderen EU-Mitgliedstaaten über die Übernahme".

Malta steht wegen seines Umgangs mit Flüchtlingsbooten nicht zum ersten Mal in der Kritik. Mitte Mai wurde bekannt, dass die Küstenwache ein Schlauchboot mit 101 Menschen an Bord abgedrängt und nach Italien geschickt haben soll. Malta macht seit Langem Druck auf Brüssel und andere EU-Staaten, um die Ankömmlinge schnell weiterschicken zu dürfen.

Nach offiziell nicht bestätigten Berichten soll es vor Malta eine Revolte der Migranten gegen die Besatzung eines der Quarantäneschiffe gegeben haben. Maltas Regierung sprach von einer "schwierigen Lage" an Bord. Auch aus Lampedusa gab es Berichte über Spannungen, so sollen dort verlassene Boote gebrannt haben. Hier gingen die Vorfälle offenbar von der Inselbevölkerung aus. Die Inselbewohner befürchten nach Angaben des Inselbürgermeisters Totò Martello, dass der wegen Corona notleidende Tourismus nicht wieder anläuft. Am Samstag war der in Rom für den Süden zuständige Minister Giuseppe Provenzano auf die Insel gereist.